Ein Post auf Facebook und 4 Tage später ist Matthias Matussek seinen Job bei der "Welt" los. "Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen..." postete der "Welt"-Autor und ehemalige Kultur-Chef des Spiegels kurz nach den Anschlägen von Paris.
Und dann steht da noch ein Smiley. Im Originalpost vom 13. November lächelt das gelbe Gesicht, das ist auf Screenshots anderer, sich ob des geschmacklosen Posts empörender Medien gut zu erkennen (auf meedia.de zum Beispiel, die einen Screenshot des Kommentars von Bild-Chefs Kai Diekmann veröffentlichten). Ein paar Stunden und unzählige sowohl beifällige als auch empörte Kommentare später ist der lächelnde Smiley dann plötzlich verschwunden und statt seiner prankt ein trauriger Smiley hinter Matusseks Post.
Würde man Matussek nun gar nicht kennen, nie von ihm gehört haben und wüsste man nicht um den Tenor seiner Publikationen, dann könnte so manch einer den 'überarbeiteten' Post, an dessen Ende nun der traurig dreinschauende Smiley steht, vielleicht sogar für einen Anflug von Sarkasmus halten.
Aber wir kennen ja die Artikel, Posts, TV-Auftritte und Bücher des mitteilsamen Herrn Matussek, brauchen uns also über mögliche Ambivalenzen seiner gesellschaftspolitischen Haltung keine Gedanken zu machen.
Heute, am 18. November haben in der nordatlantischen Zivilisation 2.0 insgesamt 1311 Personen den Post geliked, 368 Mal ist er geteilt worden, haben unzählige Medien darüber berichtet, hat sein Chefredakteur sich auf Facebook distanziert, wurde Matussek medienwirksam gefeuert und dementieren seine Anwälte wilde Gerüchte ebenfalls per Facebook Post. So etwas endet vielleicht in vielen, vielen Jahren dann auch mit einem Post: "Die Beerdigung findet im Internet statt."