Am Wochenende waren rührende und teils triumphale Rückblicke auf 25 Jahre vereintes Deutschland omnipräsent. Modetechnisch hingegen erinnern sich die meisten nur ungern zurück.
Grund dafür: Die Mode der 90er Jahre. Etwas peinlich berührt oder im besten Fall bestens amüsiert, erinnern wir uns zurück an übergroße, von mutigen, sogar verkehrt herum getragene, Baggy-Hosen, den Grunge-Look (Flanell, Flanell und noch mehr Flanell), (Bauchnabel)Piercings, grelle Neonwesten, dazu Plüsch- und Plastik-Accessoires. Und nicht zu vergessen: die klobigen Buffalo-Treter für sie und ihn. Die 90er, ein Jahrzehnt, indem aus heutiger Sicht ein kurioser Fashion-Trend den nächsten jagte. Inspiriert und genährt von unterschiedlichen Musikbewegungen, wie Hip Hop, Grunge und Techno. Gerade die Club- und Raver-Szene fiel durch extreme Looks und Frisur-Karambolagen auf. So trug ein echtes „Girlie“, zum Abfetzen in der Disco, ein möglichst buntes und wild gemustertes Outfit, dazu mit bunten Spangen am Kopf befestigte Haarsträhnen und Make-up, das die ganze Farbpalette hergab. Das „starke Geschlecht“ toppte das nur noch mit einem Kinderrassel großem Schnuller als Halskette getragen. Ein weiteres unverzichtbares Unisex-Accessoire der 90er Jahre Techno-Bewegung: Leuchtstäbchen, die den Look komplettierten und von findigen Jugendlichen im örtlichen Fachgeschäft für Anglerbedarf erstanden wurden.
Diese und weitere Modesünden der 90er Jahre lassen uns bis heute die Schamesröte ins Gesicht steigen. Nicht aber der Grundgedanke der Loveparade, auf der die Styles der Zeit sichtbar wurden. „Tanzen für Toleranz und Frieden“ und das diesjährige Motto der Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung „Grenzen überwinden“ sind sich gar nicht so fern.
Darüber hinaus muss man zugeben, dass auch nicht alles schlecht gewesen ist. Beanies und Doc Martens sowie als Highlight eingesetzte Accessoires in Neonfarben sind heute (wieder) cool!