Nominiert war er schon vier Mal. Einen Oscar hat er allerdings noch nie bekommen (obwohl er ihn, jedenfalls der bescheidenen Meinung des Autors nach, zu 100% für "Gilbert Grape" verdient hätte). Vielleicht klappt's dann aber jetzt, wenn DiCaprio in "The Revenant" den amerikanischen Trapper Hugh Glass verkörpert, der Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit seinem Sohn, einem Halbblut, mit einer kleinen Gruppe von Pelzhändlern zum Yellostone River aufbrach und dessen Geschichte seither Teil des amerikanischen Selbstverständnisses ist: Die uramerikanische Wildnis, ein Mann, ein Verrat, sein Überlebenskampf, sein Sieg über die Natur, seine Rache.
In großartigen, ungeheuer intensiven Bildern, die wir dem mexikanischen Kameramann Emmanuel Lubezki verdanken, erzählt der Film von den Geschehnissen im Winter 1823, als Glass im Wald auf eine Grizzlybärin mit zwei Jungen trifft, zu spät schießt, von ihr zerfetzt wird, sie schließlich doch noch mit seinem Messer töten kann, aber scheinbar tödlich verletzt und mit gebrochenem Bein zurückbleibt.
Zwei seiner Begleiter, John Fitzgerald (Tom Hardy) und Jim Bridger (Will Poulter), bleiben bei ihm, die anderen ziehen weiter - auch für sie ist es ein Überlebenskampf, die Pelzhandelsgesellschaft "Rocky Mountain Fur Company" hat nichts zu verschenken, zudem befinden sie sich auf Indianerterrain.
Die Gruppe ist fort, Indianer greifen an, Bridger und Fitzgerald, der zuvor kaltblütig Glass' Sohn getötet hat, fliehen. Den halb bewusstlosen Glass werfen sie zuvor in ein eigens für dessen Tod geschaufeltes Grab. Und dann beginnt die eigentliche Geschichte. Glass überlebt. Der Trapper schient sein Bein und macht sich auf die 300km lange Reise duch die nordamerikanische Wildnis zum nächstgelegenen Ort. Allein, ohne Waffen oder Nahrung. Nur mit einem Bärenfell und seiner Rache im Kopf.
"The Revenant"- Regisseur Alejandro González Iñárritu und sein Kameramann Lubezki haben mit "Birdman" im letzten Jahr gleich mehrere Oscars abgeräumt (bester Film, beste Regie, beste Kamera usw.). Die Chancen stehen also nicht schlecht für DiCaprio, der mit seiner Charakterdarstellung des Trappers Glass im Natur-Monumentalfilm "The Revenent" wie gewohnt überzeugt.
Allerdings sind es genau die großartigen Bilder von Wäldern, Wassern, Land und Himmel, gerade die sphärisch anmutenden Kamerafahrten hindurch durch intensive und brutal realistisch wirkende Kampfszenen, ausgerechnet die schonungslosen Nahaufnahmen von Schmerz, Blut und Tod, die Natur und Mann in Szene setzen, aber die Geschichte stoppen, den Film mitunter langatmig werden und ihn beinahe wie eine Naturdoku wirken lassen.
Der reichlich testosteronlastige Rachefeldzug des "Rückkehrers" bleibt eindimensional, fast ein bisschen platt, weil er tut, als werfe er existenzialistische Fragen auf, sie letztlich aber zugunsten eines bildgewaltigen Naturalismus beiseite schiebt. Der aber wiederum ist wirklich sehenswert.