„Wie kann ich denn selber für mich Yoga üben?“ Diese Frage höre ich oft von Yogaschülerinnen. Obwohl viele von ihnen bereits eine fortgeschrittene Praxis haben, trauen sie sich nicht so recht an das Üben zuhause ran. Manche scheitern immer wieder an ihrem noblen Vorhaben den Tag mit einer ausgedehnten Session auf der Matte zu starten und manche wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen. Und dann gibt es noch die, die Angst haben, irgendetwas falsch zu machen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es dauert eine Weile, bis man die Vorzüge einer eigenen Yogapraxis zu schätzen lernt. Doch wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, fällt es schwer darauf zu verzichten.
Warum macht eine eigene Praxis Sinn?
Yoga ist eine Erfahrungswissenschaft. Natürlich machst du auch in einer angeleiteten Yogastunde eine bestimmte Erfahrung, du folgst trotzdem den Instruktionen deines Lehrers und meistens auch dem Vibe in der Gruppe. Wenn du hingegen für dich alleine übst, kannst du selbst spüren, was du gerade brauchst. Eine sanfte Praxis oder lieber eine knackige Vinyasa Klasse? Kleinteilig an bestimmten Asanas arbeiten oder lieber ausgiebig meditieren?
Wenn du dich darauf einlässt, die Signale deines Körpers wahrzunehmen und nach diesen handelst, wirst du sehr schnell tiefe Erfahrungen in deiner Praxis machen, die dir in offenen Klassen vielleicht nicht möglich wäre.
Hab' Mut, dich auszuprobieren. Trotzdem: Sequencing Basics
Wenn du einen guten Kontakt zu deinem Körper hast, wirst du vermutlich nicht auf die Idee kommen, dich aus dem Kaltstart ins volle Rad zu werfen. Da uns das Ego gelegentlich andere Dinge erzählt, ist es gut, ein paar Sequencing Basics zu beachten.
Im Idealfall beginnst du mit einem Warm Up, das deine Wirbelsäule in alle Richtungen bewegt. Ich liebe dafür nach wie vor die Magic 10, die die Jivamukti Yoga Gründerin Sharon Gannon entwickelt hat. Dann schwing dich durch ein paar Sonnengrüße, um Hitze zu erzeugen. Im Anschluss kannst du üben, was du möchtest: Entweder du legst den Fokus auf eine bestimmte Körperpartie oder du nimmst ein, zwei Haltungen aus jeder Asana-Gruppe. Zum Beispiel zuerst stehende Haltungen, dann eine Vorbeuge, ein paar Drehungen und im Anschluss Rückbeugen. Danach wähle noch eine Haltung, die dich nach den aktivierenden Rückbeugen energetisch wieder runterbringt. Zum Beispiel Schulterstand oder eine andere entspannende Position, wie die Beine die Wand hochlegen. Niemals vergessen: Savasana.
Die goldene Regel: Mach, was sich für dich richtig anfühlt und trau dich, Dinge auszuprobieren. Um ein noch besseres Verständnis für den sinnvollen Aufbau von Yogaklassen zu bekommen, beobachte, wie dein Yogalehrer die Klassen konzipiert und übernimm das Prinzip für deine eigenen Sequenzen.
Aller Anfang ist klein
Natürlich ist es toll, morgens zwei Stunden lang die erste Serie des Ashtanga-Yoga durchzuturnen. Wenn du dir das aber gleich zum Start deines Self-Practice-Vorhabens zumutest, ist das Scheitern vorprogrammiert.
Das Allerwichtigste fürs regelmäßige Yoga-Üben zuhause ist: Fang klein an!
Wenn du 10 Minuten Magic 10, ein paar Sonnengrüße und noch zwei bis drei Asanas machst, bist du super. Wenn du nur ein paar Sonnengrüße machst, wunderbar. Und wenn du nur fünf Minuten meditierst, auch gut.
Frag dich realistisch: Was kannst ich auf jeden Fall machen? Solltest du länger Zeit und Lust haben, kannst du jederzeit noch Asanas dranhängen. Allemal besser als die ganze Praxis abzublasen, weil du die geplanten zwei Stunden eh nicht mehr schaffst.
Hol' dir Support: Privatstunden und Online-Yoga
Gerade, wenn du schon lange übst, sollte es für dich kein Problem sein, eine sinnvolle Sequenz zusammenzustellen. Solltest du unsicher sein oder es dir leichter machen wollen, buch dir eine Einzelstunde mit der Yogalehrerin deines Vertrauens. Sie kann dir helfen, einen gewünschten Fokus zu setzen, bezieht deine individuellen körperlichen Voraussetzungen mit ein und hilft dir, deine Sequenz abzuwandeln.
Solltest du niemanden in der Nähe haben, mit dem du gerne eine Privatstunde machen möchtest, kannst du auf Online-Yoga zurückgreifen. Bei yogaeasy.de gibt es viele Videos mit sehr guten Lehrern, die du wahlweise mit in dein Wohnzimmer oder in den Urlaub nehmen kannst.
Also, probier' das Üben alleine aus. Du wirst erstaunt sein, wie schnell sich deine Praxis verändert.
Alles Liebe, Rebecca
Über die Autorin: Rebecca Randak ist Jivamukti Yogalehrerin und Gründerin des Spiritual Lifestyle Blogs Fuck Lucky Go Happy. Mit ihrer Arbeit möchte sie dich ermutigen, in die Tiefe deiner Seele zu tauchen und deine ganz eigene innere Wahrheit zu finden. Yoga hat sich dabei für sie bewährt. Live findest du Rebecca für offene Klassen, Privatstunden und Workshops meistens in Berlin und manchmal in anderen Städten.