Vormittäglicher Spaziergang durch den Stadtpark. Ich überhole zwei ältere Damen und schnappe auf, wie die eine die andere fragt, ob diese ihr nicht bei einer komplizierten Häkelarbeit behilflich sein könnte. „Meine Liebe, ich konnte ehrlich gesagt noch nie gut häkeln oder stricken. Das sind für mich böhmische Dörfer.“
Böhmische Dörfer. Diese Wendung gebrauchen wir, wenn wir von etwas keine Ahnung haben – oder haben wollen. Soweit klar, aber was haben Unwissenheit oder Desinteresse mit Dörfern in Böhmen zu tun?
Ein kleiner Abstecher in die Geografie: Böhmen ist eine Region in Tschechien, die im 16. Jahrhundert sogar Königreich war. Westlich liegt Deutschland. Okay, prima. Und jetzt zur Sache: Trotz dieser Nachbarschaft unterscheiden sich die deutsche und die tschechische Sprache sehr. Der Deutsche hatte schon immer Probleme, vor allem mit böhmischen Ortsnamen, konnte sie einfach nicht aussprechen. "Für mich sind das böhmische Dörfer." So begann er schließlich auch auszudrücken, dass er von einer Sache nichts versteht …
Die Tschechen haben übrigens eine ähnliche Redewendung: Sie sprechen von spanischen Dörfern (die allerdings sind von Tschechien aus gesehen richtig weit weg) … Und auf Englisch sagt man bei etwas Unbekanntem "It’s Greek to me" (Das kommt mir Griechisch vor).
Aber letztlich ist es ganz egal, ob böhmische Dörfer oder "doppeltes Niederländisch": Die ältere Frau aus dem Park hat vom Häkeln einfach keine Ahnung. Ich auch nicht. Aber irgendwann möchte ich es noch lernen.