Unterwegs in Delhi: Einheimische Köstlichkeiten

Teil drei aus dem Travel Diary "Unterwegs in Nordindien" - Anja trifft auf einheimische Köstlichkeiten.

Travel Diary Teil III

Um achtzehn Uhr bin ich zurück in "meinem" Viertel. Ich bestelle "Thali" in einem Restaurant – und habe keine Ahnung, was das ist. Die Überraschung ist angenehm: Ich bekomme ein Tablett mit diversen Metallschälchen gereicht und probiere verschiedene, einheimische Köstlichkeiten wie Reis, Kartoffeln, Dhal (Linsenbrei), Gemüse, Rahmkäse und Joghurt. Gesättigt und gut gelaunt betrete ich die Straße. Da ist sie wieder: ganz Schatten ihrer selbst, und ich hatte sie schon fast vergessen.

Thali - indische Spezialitäten ©iStock

Die kleine Bettlerin von heute Morgen. Ich habe gut gegessen, sie hat bestimmt großen Hunger. In einem Reiseführer habe ich gelesen, dass an einer Straßenecke bereits die Eltern des Kindes lauern, um ihm Geldspenden gleich wieder abzunehmen. Davon kaufen sich einige Erwachsene Drogen und Alkohol.

Ein paar Meter weiter gibt es eine Art Bäckerei. Die sogenannten Creme Rolls sehen lecker aus. Ich winke die Kleine zu mir heran. Als ich ihr die Süßigkeit (Blätterteig mit Sahnefüllung) in die Hand drücke, starrt sie mich entsetzt an. »No madam. Rupee«, sagt sie bestimmt und mit Stirnrunzeln. »No money«, erwidere ich ruhig. Die kleine Inderin schaut die Rolle skeptisch an. Sie hebt den Zeigefinger und will über die Sahne streichen. Ein hupendes Tuk-Tuk lässt sie zusammenfahren.

Ich nicke ihr ermutigend zu. Noch ein Versuch, dann klebt Sahne an ihrem Finger. Vorsichtig leckt sie daran. Zögerlich und mit weit geöffneten Augen – ich weiß nicht, ob es die Angst oder die Gier auf die Süßigkeit ist – schaut sie sich um. Wie um sich zu vergewissern, dass niemand sie sieht. Dann stopft sie sich die Creme Roll eilig in den Mund und läuft schnurstracks zum nächsten Passanten.

Auf einmal wird es dunkel – so schnell, dass ich dabei zusehen kann. Irgendwie hat sich die Sonne dem hektischen Lebensrhythmus Delhis angepasst.

Alle Travel Diaries "Unterwegs in Nordinien":

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geschrieben am 02.09.2015
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