Travel Diary Teil II
Ich fahre weiter zum Shish-Ganj-Tempel. Hier gibt es täglich kostenloses Mittagessen für alle, für Arbeiter und Bettler und neugierige Traveler wie mich. Ich nehme an dem gemeinsamen Mahl zwischen Menschen aus den unterschiedlichsten Kasten teil; heute gibt es Kürbis und Reis. Gegessen wird mit den Händen.
Mit einem »Tuk-Tuk« lasse ich mich zum nächsten U-Bahnhof fahren. Fahrer Harish ist sehr gesprächig und erklärt, dass es U-Bahnen hier erst seit 2002 gibt. In seinem gebrochenen Englisch vermittelt er mir dann auch die »Grundregeln« des hiesigen Straßenverkehrs: »You need good horn, good brakes and good luck«. Demnach braucht man also vor allem drei Dinge: eine gute Hupe, gute Bremsen und jede Menge Glück. Harish lacht. Mir ist irgendwie nicht zum Lachen, so wie der gerade fährt … Ich rutsche tiefer in meinen Sitz und beobachte: Wer zuerst kommt, fährt zuerst. Oder: Wer am lautesten hupt, kommt durch. Absoluter Wahnsinn. Am U-Bahnhof kaufe ich eine „Fahrkarte“; es ist ein runder Plastikchip. Ich steige in den ersten Wagen und erblicke nur Mädchen und Frauen. Etwas später erfahre ich: Es handelt sich um einen Waggon speziell für das weibliche Geschlecht.
Station Central Secretariat. Vor mir baut sich ein zweiundvierzig Meter hoher Triumpfbogen auf: das »India Gate«. Eingemeißelt sind darauf die Namen von 85.000 indischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Drumherum: riesige Parkanlagen, sauber und weitläufig.
Was für ein krasser Gegensatz zum hektischen, schmutzigen Chandni Chowk! Ich atme auf.
Alle Travel Diaries "Unterwegs in Nordinien":
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