Manali: I really love India

Manali - der letzte Tag aus dem Travel Diary von Anja.

In Manali steht die Zeit still ©iStock

Travel Diary Teil VII

Abend. Ich sitze in einem Restaurant und rieche: Haschisch. Und lerne Klaus kennen. Klaus hat ein Tuch um die langen, teilweise ergrauten Haare geschlungen. Rastas. Der 51-Jährige lebt in Köln – eigentlich. “Wenn das Geld knapp wird, komme ich zurück nach Indien. Dann bleibe ich ein paar Monate. Es ist wie eine Sucht; und hier fühle ich mich zu Hause”, sagt er mit einem fast zahnlosen Lachen. “Ich kriege Hartz IV und arbeite in Deutschland schwarz als Handwerker und Gärtner. Hier komme ich damit gut aus, aber bei uns reicht die Kohle nicht mal für ein neues Gebiss.” Er zieht lange an seinem Joint, schaut nachdenklich und so gar nicht mehr belustigt.

Meine Blicke wandern umher. Er ist nicht der Einzige, der kifft. Er sieht mein erstauntes Gesicht. “Das kostet hier nichts, Du kriegst das Zeug an jeder Ecke.” Vor Klaus stehen eine Thermoskanne und ein Becher. Er trinkt genüsslich daraus – und kichert wieder. “Der Laden hat keine Lizenz für Alkohol. Aber für Touristen tut man hier alles. Deswegen die Kanne.” Er deutet in den Becher, zwinkert. Es ist Bier darin. Dann erzählt der Kölner, wie sehr er das Leben in Manali genießt. “Die Zeit steht still, niemand hat einen Rhythmus – und wenn doch, dann einen ganz anderen. Oft lernst Du Leute kennen, und mit denen reist Du dann ein Stück mit."

Für die Nacht besorge ich mir ein Zimmer in einem "Guesthouse". In der Lounge sitzen ein paar junge Israelis mit ihren Smartphones. Die Backpacker sind etwa in meinem Alter und tragen Pumphosen und bunte, tibetanische Wollpullover. Sie sehen mich, lächeln und winken. Bis in die frühen Morgenstunden erzählen wir uns Geschichten und staunen gegenseitig über das, was wir in Indien erlebt haben. Wir leben und lachen in diesem Moment gemeinsam – ganz einfach so, obwohl wir uns nicht kennen.

Ein gutaussehender Junge mit Dreadlocks schüttelt d en Kopf. Dann sagt er, jedes Wort einzeln betonend: “I. Really. Love. India” – einfach so.

Alle Travel Diaries "Unterwegs in Nordinien":

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geschrieben am 01.10.2015
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