Koh Yao Noi: Der Bann von Natur und Stille

Eine Insel fernab des Massentourismus. Unsere Autorin Anja zieht uns in den Bann der Natur und Stille.

Wasserbüffel in der Natur © iStock

Travel Diary Teil V

Der Süden der geheimnisvollen Insel bietet landschaftlich wieder ein anderes Bild, ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus: Hier gibt es weite Weideflächen, soweit das Auge reicht. Und dann bin ich auch schon einmal komplett um die Insel herumgefahren und erreiche meine Bungalowanlage.

Bevor es dunkel wird, möchte ich noch eine Runde joggen gehen, um das Erlebte zu verarbeiten und darüber nachzudenken. Schnell schlüpfe ich in die Sportschuhe und laufe kilometerlang die Hauptstraße entlang. Das Meer ist jetzt scheinbar verschwunden: Die Ebbe entblößt den Meeresboden mitsamt seinen Algen und kleinen Wassertieren. Eine junge Frau mit Kopftuch sammelt am Strand Muscheln.

Wasser und Berge © iStock

Irgendwann biege ich einfach in den Urwald ab. Ich laufe auf teilweise schlammigen, rotsandigen Wegen, vorbei an weitläufigen Plantagen. Noch nie habe ich Ananas in freier Wildbahn gesehen. Wie Königinnen thronen die einzelnen Früchte auf den Pflanzen. Ihre Blattschöpfe sehen aus wie kleine Kronen. Ein paar hundert Meter weiter erblicke ich eine Kautschukplantage. Eine milchige Flüssigkeit bahnt sich ihren Weg aus den Bäumen in kleine schwarze Plastikbehälter. Hier und da begegnet mir ein einsamer, verwunderter Arbeiter und hebt grüßend sein verstaubtes Basecap.

Ananaspflanze © iStock

Irgendwann am späten Abend liege ich im Bett und versuche, mich auf meinen Thailandführer zu konzentrieren. Es fällt mir schwer, also lausche ich in die Dunkelheit und höre außer den Insekten – einfach nichts: kein Basswummern aus Hotelanlagen wie auf Phuket oder in Krabi, keine grölenden Touristen. Es ist unglaublich still hier. Ich denke an meinen alten Fischer und an das, was er erzählt hat. Ein bisschen besorgt vermute ich, dass sich auf Koh Yao Noi einiges ändern wird in den kommenden Jahren – nämlich dann, wenn auch hier der Massentourismus Einzug hält.

Eine große Fliege prallt surrend gegen mein Moskitonetz und reißt mich aus den Grübeleien. Nein, diese Nacht ist wirklich nicht geschaffen für solche Gedanken, sage ich mir und vertiefe mich wieder in mein Buch.

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Travel Diary Teil II
Travel Diary Teil III
Travel Diary Teil IV
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geschrieben am 11.08.2015
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