Yoga ist eine auf die Wirbelsäule konzentrierte Übungspraxis. Und auch wenn der Grund dafür aus yogischer Sicht ein spiritueller ist, ist es nicht verwerflich, das Wissen und die Übungen ebenfalls für die Gesunderhaltung deines Rückens zu benutzen.
„Hatha-Yoga in seinen verschiedenen Erscheinungsformen ist ein Mittel zu einem neuen Verständnis des Körpers und seiner Nutzung als bestem Instrument, das dem Menschen zur Verfügung steht.“ - Swami Radha
Die Wichtigkeit der Wirbelsäule
Ganz ehrlich? Im Vergleich zu allen anderen Lebewesen ist der Aufbau deines Körpers ganz schön instabil. Eine sehr kleine Standfläche unten steht einem sehr schweren Kopf weit oben gegenüber. Für die Stabilität in diesem wackligen Konstrukt sorgt die Wirbelsäule. Sie ist wie ein kleines Wunder und bringt gleichzeitig Festigkeit und Beweglichkeit in deinen Körper. Und als wenn das noch nicht genug wäre, umhüllt sie dein zentrales Nervensystem – die Verlängerung des Gehirns – und schützt es vor Einwirkungen von außen.
Eigentlich ist es also klar, dass dieser zentrale Punkt – von dem aus Stabilität, Beweglichkeit und Schutz ausgeht – dein gesammeltes Interesse verdient. Solltest du dich also dazu entschließen, deiner Wirbelsäule endlich die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, kann Yoga ein sehr guter Weg sein.
6 unschlagbare Argumente für Yoga
1. Muskelaufbau
Eine gesunde Rumpfmuskulatur sorgt für die Festigkeit. Sie unterstützt deine Wirbelsäule bei ihrer Aufrichtung. Das Üben von Yoga baut im gesamten Körper Muskeln auf. Es konzentriert sich aber vor allem auf den Muskelaufbau im Rumpf. Nicht nur die von hinten stützende Rückenmuskulatur sondern auch die von vorne stützende Bauchmuskulatur wird gestärkt.
2. Dehnung
Bei aller Festigkeit und Stabilität sollte die zweite wichtige Eigenschaft deiner Wirbelsäule nicht vergessen werden: Beweglichkeit! Natürlicherweise ist die Wirbelsäule in vier Richtungen beweglich: Beugung, Streckung, Drehung und Seitbeuge. Im Yoga werden all diese Bewegungsrichtungen ausgeweitet.
Das Wechselspiel von Anspannung und Dehnung, von Zusammenziehen und Ausweitung der Wirbelsäule sorgt außerdem dafür, dass die mit Flüssigkeit vollgesogenen Wirbel abwechselnd komprimiert und entlastet werden. So werden sie immer wieder wie ein Schwamm ausgewrungen und mit frischer Flüssigkeit gefüllt. Das entgiftet und hält die Wirbel länger geschmeidig.
3. Intrinsisches Gleichgewicht
Dr. M. L. Gharote fand durch wissenschaftliche Tests heraus, dass eine regelmäßige Yogapraxis die Muskelbelastung bei körperlicher Betätigung wesentlich reduziert. Woran liegt das?
Von Natur aus ist die Wirbelsäule so aufgebaut, dass sie sich wie eine Feder von alleine hält und immer wieder in ihre Ausgangsposition zurückbringt. Dabei helfen ihr, ihr eigener kurviger Aufbau und ein kompliziertes Geflecht von Gelenken und Bändern. Diese Selbstständigkeit der Wirbelsäule wird intrinsisches Gleichgewicht genannt.
Doch wir haben es verlernt die Wirbelsäule sich selbst regulieren zu lassen. So spannen wir rund um die Uhr unsere Muskeln an, um die Wirbelsäule entgegen der Schwerkraft aufzurichten und setzen das intrinsische Gleichgewicht außer Gefecht. Das raubt Energie. Wenn du wieder zurück erlernst, wie du loslassen und damit die Natur für dich arbeiten lassen kannst, dann gibt dir das einen großen Anteil an Lebendigkeit zurück. Denn die Energie die vorher unnütz verbraucht wurde ist jetzt übrig für andere Dinge.
4. Erfahrenes Körperwissen
Das richtige Einnehmen einer Yogaübung ist nicht möglich ohne deinem Körper und der Wirbelsäule hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Solch eine Konzentration, welche im Alltag fehlt, führt zu einem besseren Verständnis deines eigenen Körpers und dem richtigen und gesunden Einsatz dessen. Deine alltäglichen Bewegungen werden weicher, energiesparender und gesünder. Das Gefühl für deinen Rücken und für das was er jetzt braucht wird sensibler.
5. Einbeziehung der Atmung
Eigentlich hat dein Körper es so vorgesehen, dass jede Einatmung deinen Rücken ohne Anstrengung aufrichtet und jede Ausatmung überflüssige Anspannung aus deinem Körper fließen lässt. Und das auch noch ganz unbewusst, ohne Anstrengung deinerseits. Diese natürliche Symbiose funktioniert aber nicht mehr, wenn du – wie die meisten Menschen – verlernt hast, tief ein- und auszuatmen. Yoga lehrt dich richtig zu atmen. Deine Atmung beginnt ihren Dienst als Unterstützer der Wirbelsäule wieder aufzunehmen.
6. Lösen psychischer Verspannungen
Nicht immer kommen Probleme im Rücken durch einen falschen Einsatz der Wirbelsäule zustande. Oft setzen sich hier auch emotionale und psychische Verspannungen fest, die immer wieder kommen werden, wenn du dich auf eine reine Körperarbeit konzentriert. Doch Yoga ist nicht nur das:
„Für den Hatha-Yoga-Übenden ist der Körper nicht einfach lebende Materie, sondern eine geheimnisvolle Brücke zwischen spirituellem und körperlichen Sein.“ - Sri Aurobindo
Klar, Yoga wird dir helfen deinen Körper zu entspannen. Er hilft dir aber ganz besonders auch deinen Geist zu entspannen, Gefühle loszulassen und damit die psychischen Verspannungen aus deinem Körper zu lösen.
Bleibe gesund, äußerlich wie innerlich, und probiere Yoga selbst aus!
Autorin: Bettina Janssens, www.ohmyyogi.de