Vor ungefähr zwei Jahren bin ich zusammen mit meinem damaligen Freund durch Osteuropa getrampt, um dann in Griechenland auf ein großes Hippifestival zu gehen. Das alleine war für mich schon mega spannend und ich dachte mir: ich bin eine ziemlich krasse Abenteuerbraut.
Als ich dann in einem bequemen klimatisierten Auto voll mit Hippies durch die mazedonische Wüste fuhr und wir an einer Tankstelle anhielten, sah ich eine Frau auf einem Fahrrad. Diese Tatsache war schon erstaunlich genug, denn es war wirklich richtig, richtig heiß. Und wenn ich sage heiß - dann meine ich heiß! Ich bin nämlich sonst immer eine Frostbeule und erst, wenn der deutsche Durchschnittsbürger anfängt sich über die Hitze zu beklagen, ziehe ich so langsam meinen Pullover aus.
Abgesehen von der Temperatur war diese Tankstelle eben auch einfach im Nirgendwo und mir war klar, sie musste schon eine Weile gefahren sein.
Ich muss sie ziemlich begeistert angestarrt haben, denn sie fing von sich aus an zu erzählen. Es stellte sich heraus, dass sie aus Deutschland kommt - genauer gesagt aus Heidelberg. Und genau von dort war sie auch losgefahren!!!
Der Unterkiefer klappte mir unweigerlich herunter und ich muss gestehen ich war zutiefst beeindruckt. Und da wusste ich noch nicht was ihr Reiseziel war! Als sie dann im Laufe des Gesprächs verriet, dass sie bis nach AUSTRALIEN radeln würde, war ich einfach sprachlos! Mir wurde klar, dass dies keine zufällige Begegnung war!
Mein Energielevel für die restliche Tramp Route bis Griechenland wurde jedes Mal geboostet, wenn ich an sie dachte und ob sie jetzt wohl schon im Kosovo angekommen war, denn das sollte ihr nächstes Ziel sein. Mittlerweile ist ihr Reiseziel die WELT geworden! Eine starke Frau fährt alleine um die Welt ! Wie wunderbar!
Mittlerweile ist Pushbikegirl in den USA und ich verfolge weiterhin gerne die Abenteuer auf ihrem Blog oder ihrer Fanpage.
Ich habe Heike ein paar Fragen gestellt und ich hoffe die Antworten können dich inspirieren, dich mehr deinem Selbst zuzuwenden. Sei es auf einer Solo-Reise oder zu Hause.
Freshme: Hast Du manchmal Angst beim alleine reisen? Was hilft Dir dann?
Heike: Ja. Ich denke das gehört einfach dazu. Doch man wächst mit seinen Aufgaben. Angst ist völlig natürlich und wir alle haben Angst vor irgendetwas – der eine mehr, der andere weniger. Oftmals ist Angst total unbegründet und lässt man sich auf eine fremde Situation ein, merkt man schnell, dass die Angst nur im Kopf stattfand, aber mit der Realität nichts gemeinsam hatte. Man kann das lernen – ich lerne jeden Tag dazu – ich versuche die Gefahr einzuschätzen und mich selber manchmal zu puschen und je mehr ich über Grenzen gehe, desto weniger Angst habe ich. Mein Selbstbewusstsein ist enorm gestiegen und ich weiß nun, dass ich vieles schaffen kann, wenn ich es nur will.
Mut gehört dazu – aber egal in welcher Lebenssituation! Wir sehen nur die Gefahr zu Hause als eher einschätzbar an, als die Gefahr dort draußen in der unbekannten Welt.
Freshme: Bist Du gerne alleine? Wenn ja, warum?
Heike: Ja. Aber manchmal auch nein. Ich liebe es inmitten der Natur zu sitzen, die Sterne zu beobachten, mein Lagerfeuer knistern zu hören, zu singen, zu lachen und die Ruhe aufzusaugen. Ich liebe es, dass Leute mich unterstützen, weil sie mich als Frau beschützen wollen. Ich liebe es tun und lassen zu können, was ich möchte und niemandem Rechenschaft abgeben zu müssen was ich heute oder morgen mache. Ja, ich liebe meine Freiheit über alles! Aber es ist auch manchmal einsam hier draußen – sehr einsam sogar. Wenn ich so gar nicht mit jemandem reden kann, ist es schon manchmal auch irgendwie trostlos. Doch alles kann man eben nicht haben. Den perfekten Reisepartner habe ich noch nicht getroffen und bevor ich zu viele Kompromisse jeden Tag eingehe, bleibe ich mir einfach selber treu und genieße die Stunden, in denen ich nicht alleine bin eben umso mehr. Kontakte macht man als Solo Reisende sowieso viel schneller als zu zweit. Ich habe mir allerdings auch oft die ganz einsamen Gegenden ausgesucht, weil sie mich einfach am meisten reizen – man muss es sich ja am Anfang nicht gleich so sehr schwer machen wie ich das mache.
Richtig einsam fühle ich mich allerdings nur in Städten – umgeben von irre vielen Menschen, die ich alle nicht kenne – das macht mich traurig. Ich meide daher Städte so oft ich kann.
Prinzipiell spricht sehr, sehr vieles für die Solo-Reise und ich habe noch keinen einzigen Tag bereut, mich hier draußen der Welt zu stellen. Ich habe die letzten 2,5 Jahre eine geniale Zeit gehabt – mit Höhen und Tiefen – aber die Tiefen machen die Höhen erst lebenswert! Wenn immer die Sonne scheint, vergisst man sie zu geniessen.
Freshme: Ist Deine äußere Reise auch eine innere Reise? Lernst Du Dich selbst besser kennen Durch das Alleine-Sein ?
Heike: Auf jeden Fall! Ich habe irre viel Zeit auf den einsamen Pisten über mich und die Welt nachzudenken. Ich habe gefühlt bereits mein ganzes Leben durchdacht. Ich lerne mich in extremen Situationen kennen, beobachte mich von außen, hinterfrage, bin offen für Anregungen, arbeite an meinem Verhalten, lerne aus Fehlern, weil ich Zeit habe, zu reflektieren.
Ich vergleiche Kulturen und lerne dadurch irre viel über meine eigene. Eine so lange Reise – immer alleine – bringt einen in die unterschiedlichsten Gefühlswelten. Gefühle, die ich zu Hause nicht kannte – positiv oder negativ – ganz sicher aber sind sie ganz besonders spannend zu erleben.
Freshme: Kannst Du Dich bei Deinen Entscheidungen auf Dich selbst verlassen? Hast Du einen guten Kontakt zu Deiner Intuition ?
Heike: Ja – auch das lernt man. Ich rieche mittlerweile von weitem, ob jemand Dreck am Stecken hat oder nicht. Ich habe durch meine lange isolierte Zeit in Ländern, in denen ich nicht kommunizieren konnte gelernt, Leute einzuschätzen, nur dadurch, wie sie auf mich wirkten – ich musste oftmals in kurzer Zeit eine Entscheidung treffen und habe mich - ein Glück- nie vertan.
Freshme: Was machst Du, wenn Du Dich einsam und schwach fühlst ?
Heike: Ich erlebe Einsamkeit jeden Tag. Für mich ist das mittlerweile Alltag und nichts Unangenehmes. Ich komme gut mit mir selber aus. Schwach fühle ich mich selten – wenn dann mache ich Pause, kontaktiere Freunde, tanke eine schöne Unterhaltung, rede mir gut zu und setze mich wieder aufs Rad und peitsche mich selber an. Manchmal ist das hart – aber es klappt, weil ich weiß wie genial es hier draußen ist und ich ebenso weiß, dass ich diese Tiefpunkte schon oft hatte und anschließend umso besser gelaunt war. Höhen&Tiefen begleiten unser Leben – überall.
Bei mir ist das Glas halb voll – nicht halb leer. Zumindest ist es das allermeistens ;-) Meine Strategie mich der Welt zu stellen.
Wie auch Du es schaffen kannst: 3 ultimative Tipps gegen die Angst vorm ALLEINE-SEIN
1. Sei Alleine!
Das klingt jetzt erst mal ein bisschen seltsam, aber wie bei allem ist es auch hier eine Übungsfrage.
Am Anfang weißt du vielleicht nicht so richtig was mit dir anzufangen, aber umso öfter du es übst, umso eher werden dir Einfälle kommen wie du mit dir eine erfüllte Zeit verbringen kannst. Vielleicht magst du malen, ein Bad nehmen oder alleine Yoga machen.
2. Fang an zu meditieren
Einfach nur 10 Min. am Tag vorm Schlafengehen still sitzen. Das hilft deine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen und du nimmst Kontakt zu dir selbst auf. Du musst dabei nicht im Lotussitz verweilen! Die Haltung sollte bequem und stabil sein - und wenn du dich in deinem Sessel wohl fühlst... dann wunderbar!
3. Gönne Dir eine Auszeit. Alleine!
Es muss ja nun nicht direkt die Fahrradtour nach Australien sein, aber ein Wohlfühlwochenende alleine hat schon was für sich. Ein ganzes Wochenende lang nur machen worauf du Lust hast - ohne Kompromisse!
Das klingt doch verlockend oder ?
Ein besonders schöner Ort dafür ist das Yogahaus Ganesha. Wenn du erstmal auf den Geschmack gekommen bist, dann wirst du das ALLEIN-SEIN nicht mehr missen wollen. Es hat nämlich nichts mit Einsamkeit zu tun, sondern mit ALL-EINS-SEIN. Was damit gemeint ist erkennst du selbst sobald du Tipp 2 regelmäßig umsetzt. Fang schon heute an!